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Photovoltaikanlagen Biodiversität

Freiflächensolarparks als Orte der Biodiversität

Obwohl Umfragen in der Bevölkerung zeigen, dass die Energiewende gewünscht ist – die Akzeptanzumfrage 2021 der Agentur für Erneuerbare Energien ergab, dass sich 83 % der Bevölkerung einen stärkeren Ausbau der Erneuerbaren Energien wünscht – lehnen viele Menschen große Solarkraftwerke auf Freiflächen, häufig ausgerechnet aus Umweltschutzgründen, ab. Sie sind der Meinung, man versiegle damit Böden, entziehe der Natur Fläche und nehme Tieren Lebensräume. Das kann, je nachdem, wie und wo man die Solarkraftwerke baut, zwar leider sein. Andererseits können Solarkraftwerke sogar eine Bereicherung für Flora, Fauna und ganz allgemein die Biodiversität sein. Denn wenn man sie richtig baut, bleiben in den Solarparks etwa 99 % der Naturflächen bestehen.

Artenvielfalt im Solarpark

Eine Solarkraftanlage mit eng nebeneinanderstehenden oder gar flach am Boden liegenden Solarmodulen versiegelt den größten Teil des Bodens. Pflanzen können hier dann kaum mehr wachsen und Tiere finden keinen Lebensraum. Doch solche Kraftwerke sind nicht der Standard, auch wenn leicht ein gegenteiliger Eindruck entstehen könnte. Denn häufig werden Solarparks aus der Vogelperspektive fotografiert, und die Naturflächen zwischen den schräg stehenden Solarmodulen sind kaum zu sehen.

Sieht man sich aber einen Solarpark aus der Nähe an, kann man unschwer erkennen, wie viel Platz er für Tiere und Pflanzen bietet. Die Artenvielfalt wird von den Modulen nicht nur nicht gestört, sondern profitiert sogar von ihnen. Solarmodule sind ein Schattenspender. Unter ihnen sind die Witterungsbedingungen moderater als auf offenem Gelände. Tiere und Pflanzen, zum Beispiel Wildkräuter, Kleintiere, Reptilien und Insekten, finden dort Schutz und können gut gedeihen. Bodenbrütende Vögel nutzen den vor Wind und Regen geschützten Bereich unter den Solarmodulen zum Nisten, und auch Säugetiere wie zum Beispiel der Feldhase können dort ihre Jungen gut aufziehen. Gibt es auf dem Gelände des Solarparks Gewässer, so können auch Amphibien dort gut leben.

Ein weiterer Vorteil von Freiflächensolarparks für Flora und Fauna ist, dass dort kaum Menschen unterwegs sind. Solarparks sind sehr wartungsarm und die Allgemeinheit, zum Beispiel Spaziergänger, haben zum Inneren der Parks keinen Zutritt, sie sind durch Zäune geschützt.

Das Unternehmen Climagy, ein enger Geschäftspartner der PADCON GmbH, ist spezialisiert auf die Planung und Entwicklung besonders umweltfreundlicher Solarkraftwerke, die den Boden so wenig wie möglich versiegeln, genügend Platz für Sonneneinstrahlung auf den Boden lassen und Flora und Fauna optimale Lebensbedingungen bieten.

Akzeptanz steigt, wenn Menschen Erfahrung mit Freiflächenanlagen haben

Viele Menschen begreifen, dass Solarparks die Umwelt nicht stören, ja sogar wertvoll für die Artenvielfalt sein können, wenn sie schon einmal so ein Kraftwerk aus der Nähe gesehen haben.

Wie die anfangs erwähnte Umfrage ebenfalls zeigt, steigt die Zustimmung zu Solarkraftwerken, wenn man Menschen befragt, die im Umkreis von 5 Kilometern von diesen Anlagen entfernt leben. Während insgesamt nur 59 % alle Befragten Freiflächensolarparks befürworteten, waren es unter denjenigen, die einen solchen Park in der Nähe haben, 72 % (vgl. Schaubild PHOTON 01/2022, S. 33, basierend auf der oben verlinkten Umfrage der Agentur für Erneuerbare Energien im November 2021).

Was sagen Naturschutzverbände zu Freiflächenanlagen?

Umweltschutzorganisationen wie der NABU bezeichnen die Auswirkungen von Solarparks auf die Natur als „begrenzt“. Der NABU kritisiert unter anderem, dass größere Tiere wie Rotwild oder Biber die Flächen nicht als Lebensraum nutzen können.

Aus Sicht der Naturschützer müssen die Anlagen gewisse Voraussetzungen erfüllen, um die Artenvielfalt zu fördern anstatt ihr zu schaden:

  • Sie sollen auf Flächen installiert werden, die zuvor intensiv genutzt worden sind und eine nur geringe naturschutzfachliche Bedeutung haben (zum Beispiel zuvor stark versiegelte oder landwirtschaftlich genutzte Flächen wie Äcker oder Militärgelände).
  • Freiflächenanlagen sollen keinen landschaftsprägenden Charakter haben.
  • Es soll eine Einzelfallprüfung, manchmal inkl. Umweltverträglichkeitsprüfung, erfolgen, ob ein geplanter Solarpark für einen bestimmten Standort geeignet ist.
  • Wertvolle Naturschutzbereiche wie Vogelschutzgebiete, Feuchtgebiete oder Flora-Fauna-Habitate sollen von dem Ausbau von Freiflächensolaranlagen ausgeschlossen sein.
  • Kommt es durch einen Solarpark zur Landschaftszerschneidung, müssen Korridore für Tiere mit eingeplant werden, deren Lebensraum von der Zerschneidung betroffen ist.
  • Die Zaunanlagen müssen niedrig sein und keinen Stacheldraht enthalten. Dann können Kleinsäugetiere in den Anlagen leben.

Gemeinsam mit dem Bundesverband Solarwirtschaft hat der NABU einen Kriterienkatalog für naturverträgliche Photovoltaik-Freiflächenanlagen erarbeitet. Er ist im Jahr 2005 erstellt und im Jahr 2010 überarbeitet worden, ist aber bis heute gültig.

Landwirtschaft und Solarkraftwerk: Die Idee der Doppelnutzung

Da Deutschland kein Flächenland, der Platz also entsprechend begrenzt ist, gibt es die Idee der Doppelnutzung: Freiflächensolarparks können zugleich für die Landwirtschaft genutzt werden. Solarparks auf landwirtschaftlich genutzten Flächen bezeichnet man als „Argi-Photovoltaik“. Solche Anlagen gibt es schon, sie umfassen in Deutschland insgesamt eine Photovoltaikleistung von etwa 60 GW, während zwischen den Solarmodulen Gemüse, Obst, Getreide oder Wein angebaut wird.

Die Bundesregierung plant, wie das Magazin top agrar berichtet, den Ausbau von Freiflächenanlagen auf landwirtschaftlich genutzten Feldern voranzubringen. Bundeswirtschaftsminister Habeck rechnet mit der Installation von zusätzlich bis zu 200 GW Photovoltaikleistung auf Agrarflächen.

Erste Solarparkbetreiber lassen Schafe zwischen den Modulen grasen. So wird das Gras kurzgehalten, ohne dass menschliche Maschinen eingreifen müssen. Zugleich verbreiten die Schafe in ihrer Wolle Samen und Pollen verschiedener Pflanzen. Ist der Solarpark mit einem stabilen Zaun gesichert, sind die Schafe auch sicher vor Fressfeinden wie zum Beispiel dem Wolf.